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Wir wollen nicht mit multiresistenten Keimen baden gehen!

Multiresistente Keime in deutschen Seen

Wir brauchen dringend gesetzliche Kontrollen von verseuchten Gewässern und Böden durch Antibiotika-resistente Keime. Die Situation ist alarmierend. Der Nachweis von multiresistenten Keimen in den Gewässern in Niedersachsen, dem Bundesland mit einer enorm hohen Dichte an Massentierställen, überrascht keineswegs. Mit 50 Prozent aller Masthühnchen und einem Drittel aller Legehennen und Schweine in Deutschland ist Niedersachsen ein Zentrum für die Tiermast. Man fragt sich, warum nicht schon längst derartige Untersuchungen flächendeckend in Deutschland vorgenommen wurden.

Auch in Discountern weit verbreitet

Wenn diverse Untersuchungen an Massentierfleisch deutschlandweit in verschiedenen Discountern Belastungen von bis zu 90 Prozent Antibiotika-resistente Keime aufweisen, dann kann man doch nicht die Augen verschließen, die Ursachen leugnen und alles auf die Humanmedizin schieben.

Vegetarier sind genauso betroffen

Wir haben längst ein massives Problem von Antibiotika-resistenten Keimen durch Gülle im Grundwasser, in der Luft bis 500 Meter neben den Ställen, auf Äckern und damit auch auf vegetarischen Produkten. Die Keime werden über Mäusekot, Fliegen etc. übertragen. Die Problematik von industrieller Massentierhaltung und multiresistenten Keimen wird seit Jahren kleingeredet und vorwiegend auf die Humanmedizin geschoben, wo ohne Zweifel auch Probleme bestehen. Die Politik hinkt hinterher, es fehlt an gesetzlichen Regelungen und Kontrollen. Die Keime werden nicht nur auf das Fleisch übertragen, sondern direkt von Tier auf Mensch. Landwirte und Tierärzte in der Massentierhaltung haben nachweislich gesichert den zig-fachen Befall an multiresistenten Keimen gegenüber der übrigen Bevölkerung.

Zu hoher Antibiotika-Einsatz

Fakt ist, in der industriellen Massentierhaltung werden in den meisten EU-Ländern und leider auch in Deutschland nach wie vor extrem große Mengen an Antibiotika inklusive Reserveantibiotika eingesetzt. Auch gesunde Tiere erhalten vorbeugend Antibiotika, was nachweislich zu einer steigenden Anzahl von multiresistenten Keimen geführt hat. Laut einem Bericht der European Medicines Agency, kurz EMA, veröffentlicht 2016, werden über 91 Prozent der Antibiotika in der europäischen Landwirtschaft an ganze Tiergruppen verabreicht. In Deutschland sind es ca. 740 Tonnen jährlich. Die Tiere erhalten die Antibiotika sowohl über das Futter als auch über sogenannte Medikatoren, also über die Tränksysteme. In nordischen Ländern, z.B. Schweden ist die routinemäßige Vergabe von Antibiotika an ganze Tiergruppen verboten, hier werden Tiere individuell therapiert.

Stopp von Reserveantibiotika in der Tiermast

Ganz besonders katastrophal ist, dass die Menge des hochwirksamen Reserveantibiotikums der Wirkstoffgruppe Fluorchinolone immer noch über dem Niveau von 2011 liegt. Diese Antibiotikaklasse – wie alle Reserveantibiotika - sind für die Therapie beim Menschen von lebenswichtiger Bedeutung und haben in der breiten Anwendung in der Tiermast nichts verloren!

Die Politik ist aufgefordert, endlich Maßnahmen zu ergreifen und die Bevölkerung zu schützen.

Prof. Dr. Klaus Buchner
Europa-Abgeordeter der Ökologisch-Demokratischen Partei ÖDP

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