Brief gegen geplante Hähnchenmastanlage in Windsbach für bis zu 40.000 Tiere


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An den Landrat von Ansbach
Dr. Jürgen Ludwig
Landratsamt
Büro des Landrats
Crailsheimstraße 1
91522 Ansbach


Brüssel, 5. März 2020


Sehr geehrter Herr Dr. Ludwig,

im mittelfränkischen Windsbach bei Wolframs-Eschenbach ist eine Mega-Hähnchenmastanlage für bis zu 40.000 Tiere geplant. Hiermit möchte ich meine Besorgnis über dieses Projekt zum Ausdruck bringen.

Massentierhaltung hat auf vielfache Weise negative Auswirkungen sowohl für Tiere als auch für Menschen und die Umwelt. Als Europaabgeordneter der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) setze ich mich deswegen für eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft ein, die der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet ist. In der industriellen Tierhaltung wird zu viel produziert und exportiert. Die Maximierung der Produktion hat grausige Züge angenommen. Die Hühnchen werden in qualvoller Enge, in kürzester Zeit schlachtreif gemacht mit Unmengen an Antibiotika. Der unethische Umgang mit Tieren wird verteidigt mit dem hohen Fleischkonsum. Aber anstatt die Bevölkerung aufzuklären und die notwendigen Rahmenbedingungen gesetzlich festzulegen, passiert genau das Gegenteil. Die Politik fordert nicht artgerechte Tierhaltung ein, sondern setzt auf Masse und fördert Großbetriebe.

Großmastanlagen zerstören das Landschaftsbild unserer schönen bayerischen Heimat. Das dort produzierte Fleisch wird auch gar nicht für unseren eigenen Bedarf benötigt. Der Großteil der Produktion geht in den Export, wodurch insbesondere in Ländern der sogenannten Dritten Welt die dortigen Kleinbauern in ihrer Existenz bedroht werden.

Das Futter für die Tiere in der Massentierhaltung besteht zum großen Teil aus Soja, das hauptsächlich aus Schwellenländern importiert wird. Dort wird – etwa in Brasilien oder Indonesien – wertvoller Regenwald gerodet, um Platz für die Monokulturen zu schaffen. Nicht selten handelt es sich bei den Entwaldungen um illegale Aktionen, wobei auch Brandrodungen zum Einsatz kommen. Dadurch sterben nicht nur viele seltene Tierarten, sondern die verlorenen Waldflächen heizen durch das frei werdende CO2 auch den Klimawandel an.

Mit großer Sorge sehe ich zudem, dass es sich bei einem Großteil des importierten Futters um genmanipuliertes Soja handelt, obwohl die Mehrheit der Deutschen Gentechnik ablehnt. Bis heute gibt es leider keine Kennzeichnungspflicht für Tierprodukte, die mit Gentechnik hergestellt wurden.

Ein besonderes Anliegen ist mir der Kampf gegen multiresistente Keime. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf meine Kampagne „Agrarwende jetzt!“ aufmerksam machen, in deren Rahmen ich über die gesundheitlichen Gefahren, die mit der Massentierhaltung für die Bevölkerung einhergehen, aufkläre. Ein großes Problem unserer Zeit sind die zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika, bedingt durch die massenhafte Gabe von Antibiotika in der Massentierhaltung. Laut einer Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Universität Leipzig bekommen Masthähnchen in Deutschland an zehn ihrer 39 Lebenstage Antibiotika verabreicht. Dadurch ist die Massentierhaltung zu einer der wesentlichen Brutstätten der sog. Krankenhauskeime (MRSA – Methicillin resistenter Staphylococcus aureus) geworden. Denn durch wiederholten, breiten und falsch indizierten Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung (jedoch auch in der Humanmedizin) werden resistente Bakterien geradezu gezüchtet. Bei einer Infektion mit diesen Erregern wirkt dann kein Antibiotikum mehr.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie auf meiner Kampagnen-Website
https://agrarwende-jetzt.de/
sowie auf meiner Standard-Homepage:
https://klaus-buchner.eu/

Aus den genannten Gründen bitte ich Sie, die in Windsbach geplante Hähnchenmastanlage nicht zu genehmigen.

Für ein persönliches Gespräch stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Klaus Buchner
Mitglied des Europäischen Parlaments für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP)


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