Die Schwächsten im Blick behalten!
Ich fordere die Bundesregierung auf, anlässlich der Corona-Krise schnellstmöglich einen interdisziplinären Krisenstab zu bilden, in dem nicht nur Naturwissenschaftler*innen, sondern auch Soziolog*innen, Politikwissenschaftler*innen, Sozialarbeiter*innen und Psycholog*innen über Konsequenzen des Shutdowns beraten.
Auch wenn gerade in Krisenzeiten die Familien das Rückgrat der Gesellschaft bilden und viele Eltern große Anstrengungen unternehmen müssen, um den Spagat zwischen Home-Office und Familienzeit zu bewältigen, stellt sich doch die Lage, insbesondere für Kinder und Jugendliche aus dysfunktionalen Familien dramatisch dar. Unter anderem haben sich die Fallzahlen häuslicher Gewalt sich erhöht und auch eine ausreichende und gesunde Ernährung ist oft nicht mehr gewährleistet, da z. B. Tafeln geschlossen sind und Schulspeisungen wegfallen.
Die existenzbedrohende Lage und die oftmals beengte Wohnsituation können zu erhöhtem Aggressionspotential führen. Es ist aus meiner Sicht höchste Zeit, die betroffenen Kinder und Jugendlichen in den Blick zu nehmen und zu überlegen, wie geholfen werden kann. In München beispielsweise haben die städtischen Sozialarbeiter*innen die Möglichkeit, Kontakt zu den von ihnen betreuten Kindern aufzunehmen. In Berlin hat sich der Senat darum gekümmert, dass Hotels ihre Zimmer für Opfer häuslicher Gewalt zur Verfügung stellen, da die Frauenhäuser mittlerweile voll ausgelastet sind.
Des Weiteren sollte es möglich sein, dass sich Familienhelfer*innen auch weiterhin (per Telefon oder online) um Familien kümmern können. Auch müssen finanziell prekär lebende Familien schnell und unbürokratisch an finanzielle Förderungen kommen, um Engpässe ausgleichen zu können und ihren Kindern ausreichendes und nahrhaftes Essen kaufen zu können. Ich finde es auch wichtig, dass in Krisenfällen die Mitarbeiter*innen des Jugendamtes rasch die Situation vor Ort überprüfen, um gegebenenfalls eingreifen zu können. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch darum bitten, nicht wegzuhören, wenn Kinder und Jugendliche in Not sind. Achten Sie bitte auf Ihre Umgebung und wenn es Ihre finanzielle Situation erlaubt, spenden Sie z. B. an Einrichtungen, die sich um junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien kümmert.
*Wir dürfen die Schwächsten unserer Gesellschaft nicht sich selbst überlassen!*
Prof. Dr. Klaus Buchner
EU-Abgeordneter, Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP)
Die Partei der #Volksentscheide ?✍️