Schülerpraktikum

Positionspapier zu WLAN in Schulen


(Brüssel/30.11.2016) Kürzlich hat Bundesbildungsministerin Johanna Wanka
angekündigt, dass alle 40.000 Schulen in Deutschland mit drahtlosem Internet
sowie Computern ausgestattet werden sollen.


Dafür sollen in den kommenden fünf Jahren fünf Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. Wanka will so die „digitale Bildung“ in Deutschland voranbringen.

Ich bin fassungslos angesichts dieses Vorstoßes, der nicht nur pädagogisch unsinnig ist, sondern auch mit der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie des Lehrpersonals spielt. Im Rahmen des Fachs Informatik sollten die Schülerinnen und Schüler durchaus lernen, die Digitalisierung für sich zu nutzen. Eine Durchseuchung aller Schulfächer mit digitalen Inhalten ist dazu aber nicht notwendig.

Ein Buch ist für die Vermittlung von Wissen sehr viel besser geeignet als ein Bildschirm, weil es nicht ständig mit digitalem Schnickschnack ablenkt. Kinder und Jugendliche hantieren in ihrer Freizeit sowieso ständig mit Computern und Smartphone. Zahlreiche Studien kommen alle zu demselben Ergebnis: Schüler, die in der Schule ihr Smartphone nicht benutzen dürfen, lernen besser und fühlen sich wohler. Der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer spricht im Bezug auf Wankas Pläne von einer Maßnahme, die zu einer Verdummung der Schüler und zu einer Bildungskatastrophe führen würde.

Und die kalifornischen Experten Adam Gazzaley und Larry D. Rosen schreiben in ihrem aktuellen Buch „The Distracted Mind. Ancient Brains in a High-Tech World“: „Technologiebedingtes Multitasking im Klassenraum hat negative Wirkungen auf die schulische Leistung. Die Forschung zeigt, dass exzessives Multitasking beim Lernen die Zeit verlängert, die man zur Bewältigung des Stoffes braucht, und auch den Stress erhöht, den der Lernende verspürt“.

Zudem kommen gesundheitliche Gefahren durch die WLAN-Strahlen. Künstliche elektromagnetische Felder zwingen dem Körper unnatürliche Schwingungen auf. Zudem sind die Grenzwerte für Mobilfunk in Deutschland – gemessen an vielen anderen Ländern – zu hoch und belasteten unnötig. Der Ärztearbeitskreis „Digitale Medien“ in Stuttgart, in dem Ärzte verschiedener Disziplinen organisiert sind, spricht sich in einem offenen Brief gegen den Ausbau des WLAN-Netzes und die Ausbreitung von digitalen Medien an Schulen aus.

„Weit unterhalb der Grenzwerte, bei Belastungen im Normalbetrieb, liegen Erkenntnisse aus mehr als 40 in seriösen Fachzeitschriften veröffentlichten Arbeiten vor, die nachweisen, dass die Belastung zu Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, ADHS, Spermienschädigungen bis hin zu DNA-Strangbrüchen und damit zu Krebs führen kann“, schreiben die Ärzte. Deshalb ist es unverantwortlich, gerade junge Menschen ständig starker elektromagnetischer Strahlung auszusetzen. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, Schulen nicht per Funk ans Internet anzubinden.

Anstatt Milliarden für die Digitalisierung der Schulen auszugeben und damit die digitale Wirtschaft zu beschenken, sollten die Politiker das Geld lieber dazu nutzen, mehr Lehrerinnen und Lehrer einzustellen sowie die häufig maroden Schulgebäude zu sanieren.

Prof. Dr. Klaus Buchner ist Mitglied des Europäischen Parlaments für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP)


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