Vor kurzem war ich mit einer Delegation des Europäischen Parlaments auf Besuch in Neuseeland und Australien. Dabei ging es um die Vorbereitungen zu einem geplanten Freihandelsabkommen der beiden ozeanischen Länder mit der EU. Am Morgen des ersten Arbeitstags in Neuseeland wurde uns vom EU-Botschafter eine kurze Einführung in die aktuelle Situation des Lands gegeben. Die Gespräche mit Botschaftern wichtiger EU-Länder fanden einen Tag später statt. In Neuseeland haben gerade das Parlament und die Regierung gewechselt.
So haben wir nicht im Parlament verhandelt, sondern mir dem neu ins Amt gekommenen Wirtschafts- und Handelsminister an seinem ersten Arbeitstag. Weitere wichtige Gesprächspartner in Neuseeland waren Gewerkschaftler, Mitglieder der Handelskammer und ziviler Organisationen wie die Föderation der Maori-Behörde (Ureinwohner Neuseelands), die sehr viel Land besitzen, und deren Sprache die zweite Amtssprache von Neuseeland ist. Gerade wegen des geplanten Freihandelsabkommens waren sie als landwirtschaftliche Produzenten wichtige Gesprächspartner. (Foto: Beim Maori-Gruß berührt man sich an der Stirn und an der Nase, weil man die Gedanken und den Geist austauschen will.)
Weil Neuseeland vor vielen Tausend Jahren von den anderen Kontinenten weggetriftet ist, hat sich dort eine andere Tier- und Pflanzenwelt entwickelt, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Um sie zu erhalten, muss vermieden werden, dass z.B. Ratten eingeschleppt werden, die die Eier der am Boden brütenden Vögel fressen. Meine Schlussfolgerung zum Handel mit Neuseeland: Der Handel mit Milchprodukten wird vermutlich keine so große Wirkung auf unsere Bauern in der EU haben wie befürchtet, weil die Produktion insgesamt nur zwei Drittel der deutschen Produktion ist. Dort gibt es auch Massentierhaltung mit allen negativen Erscheinungen wie etwa dem Einsatz von Antibiotika.
In Australien führten wir Gespräche mit Vertretern des Außenministeriums, verschiedenen Organisationen wie die der Weinbauern, Schweinezüchter oder Rinderzüchter, aber auch mit Gewerkschaftlern, Umweltorganisationen und dem Auswärtigen Ausschuss des australischen Parlaments. Meine Schlussfolgerung: Australien will hochwertiges Fleisch nach Europa exportieren, importiert aber jetzt schon anderes, billiges Fleisch von uns. Daran wird sich nicht viel ändern, weil die meisten Exporte landwirtschaftlicher Güter aus Australien nach China gehen. Der Export von hochwertigem Wein nach Europa wird zunehmen. Der Tierschutz hat in Australien einen hohen Stellenwert. Deshalb importiert das Land heute aus zwei europäischen Ländern kein Schweinefleisch. Leider werden diese hohen Standards durch ein Freihandelsabkommen kaum aufrechterhalten werden können.