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Farm to Fork Strategie: Gut gemeinte Ziele, doch kommt mal in die Gänge!

Gut gemeinte Ziele, doch kommt mal in die Gänge!

Farm to Fork: „Vom Hof auf den Tisch“ Strategie der EU Kommission:

Es spricht schon Bände, was an dem Tag parallel passiert, an welchem die EU-Kommission ihre „Farm to Fork“ und „Biodiversitätsstrategie“ vorstellt, doch dazu später.
Zuerst die Ziele, welche u.a. bis 2030 in der Strategie formuliert werden:
50% weniger Pestizide
25 % der landwirtschaftlichen Flächen sollen ökologisch bewirtschaftet werden
50 % weniger Antibiotika für Nutztiere
Eine obligatorische Nährwertkennzeichnung auf der Frontseite der Lebensmittel-Packung

Am selben Tag dieser Veröffentlichung der EU Kommission berichten die Medien folgendes:

  1. Der Vorstandsvorsitzende von Bayer-Monsanto (Weltmarktführer für Saatgut und Pestizide) Werner Baumann kritisiert den Green Deal zur Pestizidreduktion. (Zur Erinnerung: Bayer hatte für 63 Milliarden Monsanto gekauft). Man brauche die Pestizide, um die nächsten zehn Jahre die Ernährung von 8 Milliarden Menschen zu gewährleisten.
    Die Aussage ist eine Vortäuschung falscher Tatsachen! Über die Hälfte des Getreideanbaus weltweit dient nicht als Lebensmittel, sondern vorwiegend zur Tierfutterproduktion für die Massentierhaltung, als auch zur Verarbeitung von Sprit und Industrierohstoffen.
    „Unser Ernährungssystem ist eine der wichtigsten Ursachen für den Klimawandel, das Artensterben, für Umweltverschmutzung, Wasserknappheit, vermeidbare Krankheiten, Kinderarbeit, Armut und Ungerechtigkeit.“ Zitat Weltagrarbericht.
  2. Aktuell dramatische Steigerungsrate (ca. 150%) der Abholzung tropischer Regenwälder. Im brasilianischen Amazonasgebiet werden weiterhin Klima-schädlich Regenwälder vernichtet, um Soja-Tierfutter anzubauen für die weltweite Massentierhaltung.
    Der größte Anteil der Sojaexporte kommt aus südamerikanischen Ländern. Dort wird nahezu die gesamte Produktionssteigerung von Soja seit Jahrzehnten durch Rodung des Amazonas erreicht! Ca. 80% unserer Tierfuttermittel stammen aus dieser Region.
    Die erhebliche Steigerung der Abholzung findet ebenfalls in den tropischen Regenwäldern Asiens als auch Afrikas statt.
  3. Der Fleischfabrik-Riese Clemens Tönnies warnt vor Abschaffung der Werkverträge in den Schlachthöfen. Dort sind die Corona-Infektionen unter den erbärmlichen Lebensbedingungen der Arbeiter explodiert. Die völlig asozialen und längst bekannten Arbeitsbedingungen sind nur dadurch mehr ans Tageslicht kommen. Ursache ist die desaströse Massentierhaltung mit den absolut unwürdigen Bedingungen für Mensch und Tier. Die Tönnies Unternehmensgruppe hat übrigens im Jahr 2019 einen Jahresumsatz von rund 7,3 Mrd. Euro, eine Steigerung von 9,8 % gegenüber 2018. 20,8 Mio. Schweine hat Tönnies dafür weltweit verarbeitet.
  4. Aldi will die Fleischpreise senken, heißt es, rückwirkend zum 1. Mai auch im Einkauf!
    Was für ein fatales Signal für ein Lebensmittel produziert aus unseren Mitgeschöpfen, was billiger verkauft wird als Gemüse.

Allein diese Meldungen zeigen, wie wenig Bereitschaft in weiten Teilen der Fleisch-und Futtermittelindustrie vorhanden ist. Hier schauen die Regierungen schon viel zu lange zu. Letztendlich ist die Industrielle Massentierhaltung das Grundübel.
Einige Beispiele:
Die fürchterlich quälerische Haltung der Tiere, sie werden skrupellos einfach versächlicht.
Der immense Wasserverbrauch für Fleisch: Für einen 150-Gramm-Rindfleischburger werden durchschnittlich 2.350 Liter Wasser gebraucht, dagegen für einen Sojaburger im Durchschnitt nur 158 Liter Wasser.
Deutschlands Nutztiere fressen jährlich ca. 83 Millionen Tonnen Futter, vorwiegend importiert aus den abgeholzten Regenwaldgebieten.
Den massenhaften Verbrauch von Antibiotika in den Tierställen. Es bekommen mehr gesunde Tiere (vorbeugend) Antibiotika als kranke Menschen, dadurch entwickeln sich zunehmend Antibiotikaresistenzen, was bedeutet, dass unsere Antibiotika unwirksam werden.
Die Tierställe sorgen mit ihrer Gülle für eine viel zu hohe Nitratbelastung. 850 tausend Euro soll Deutschland dafür täglich Strafe zahlen, laut EuGH. Die Aufbereitung unseres Trinkwassers wird immer aufwendiger und teurer.
Bei der Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) geht es nicht voran, man will sich zwei Jahre mehr Zeit nehmen. Natürlich ist die Farm to Fork Strategie ein gutes Signal, doch das reicht nicht. Es müssen rasch Maßnahmen umgesetzt werden. Denn nach wie vor werden 60 Mrd. Subventionen jährlich nach Fläche verteilt, nicht nach ökologischen Standards. Diese Gelder müssen unbedingt noch dieses Jahr umdisponiert werden, die Förderung darf nur nachhaltig ökologisch erfolgen. Der Hebel muss unbedingt hier ansetzen, ansonsten ändern sich die Dinge nicht.
Wann wird endlich begriffen, dass nur mit der Abschaffung der Massentierhaltung eine Umkehr möglich ist. Wer meint, dass unser Fleisch billig ist, kann nicht rechnen, denn der Preis, den wir tatsächlich bezahlen durch Wasserverbrauch, Klimaschädigung, multiresistente Keime, etc. der steht leider nicht auf der Packung.
Ich fordere daher ein verpflichtendes EU-einheitliches Siegel mit klarer Kennzeichnung mit ehrlicher, bildhafter Darstellung der Tierhaltung auf den Fleischpackungen. Das Siegel muss nachvollziehbar Menge der Antibiotika-Anwendung, Genfuttermittel und Herbizid-Anwendung darstellen. Der Verbraucher muss endlich mündig behandelt werden und selber entscheiden. Es müssen auch strengere Auflagen und Kontrollen in der gesamten Lebensmittelkette durchgeführt werden. Ebenso strengere Strafen bei Verstößen.
Eins ist klar, die Farm to Fork Strategie hat einige wichtige Ziele, aber bis 2030 ist es noch lang. Die Fleischbarone werden daran nichts ändern, nur wir können es mit Protest und Unterstützung der richtigen Partei, wie der ÖDP. Ich fordere eine Abschaffung der Massentierhaltung, und nicht einen Flickenteppich von Maßnahmen, welche das Grundübel nicht beseitigen.

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